#fitspiration – zweifelhafter Gesundheitstrend
Neuer Online-Kurs schult Jugendliche im kritischen Umgang mit Social-Media-Trends
Forschende der Fachhochschule St. Pölten untersuchten im Projekt „FIVE- #Fitspiration Image VErification“ den Einfluss des Social-Media-Hashtags #fitspiration auf Geschlechterstereotype, Gesundheitsverhalten sowie Körperwahrnehmung von Jugendlichen. Das Forschungsprojekt wurde gemeinsam mit der Hölzel Verlag GmbH und der Gender-Expertin Bettina Prokop umgesetzt. Gemeinsam entwickelten die Forschungspartner*innen einen Online-Kurs für Jugendliche und Schulen, der ab 2025 erhältlich sein wird.
Der Hastag #fitspiration ist ein globaler Gesundheitstrend auf Social Media, der alleine auf der Plattform Instagram bereits über 20 Millionen Beträge zählt. Während der Trend, der hinter #fitspiration steht, auf den ersten Blick positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben soll, werden darunter oft extreme oder unausgewogene Trainings- und Ernährungspraktiken propagiert sowie einseitige Geschlechternormen vermittelt.
„Social Media ist fixer Bestandteil des Lebens von österreichischen Jugendlichen. Leider ist es auch ein Tummelplatz vermeintlicher Gesundheitsprophet*innen und selbsternannter Ernährungsexpert*innen. Daher ist es von immenser Bedeutung, Jugendliche im kritischen Umgang mit Inhalten und Protagonist*innen auf Social Media zu schulen“, betont Elisabeth Höld, Projektleiterin und Senior Researcherin am Institut für Gesundheitswissenschaften der FH St. Pölten.
Kompetenten Umgang mit Social Media erlernen
Besonders Jugendliche nutzen Social Media als Informationsquelle für zahlreiche Themen – wie auch zur Gesundheit. Um die Informationsflut entsprechend einordnen zu können, brauchen sie adäquate Kompetenzen im Umgang mit Social Media („Social Media Literacy“) und Online-Gesundheitsinformationen („ehealth Literacy“).
„Obwohl Jugendliche mit Smartphone und Social Media aufwachsen, kann nicht davon ausgegangen werden, dass sie über gute Social Media Literacy und ehealth Literacy verfügen und mit diesen Informationen kompetent umgehen können. Das ist problematisch, da Jugendliche besonders vulnerabel sind. Daher müssen sie zu einem kompetenten Umgang befähigt werden“, betont Theres Rathmanner, Co-Projektleiterin und Researcher am Institut für Gesundheitswissenschaften der FH St. Pölten. „Die beteiligten Jugendlichen zeigten sich hochinteressiert am Trend #fitspiration. Sie arbeiteten intensiv an der Kursentwicklung mit, sodass Lehr-/Lernmaterialien entstanden, die den Interessen von Jugendlichen entsprechen und sie im Umgang mit Social Media empowern.“
FitFluencer*innen analysieren
Das Forschungsteam der FH St. Pölten analysierte im ersten Schritt, auf welchen Social-Media-Kanälen Jugendliche der Sekundarstufe II (zwischen 14 und 19 Jahren) vorrangig #fitspiration-Inhalte konsumieren, was sie dazu bewegt und wie sie mit #fitspiration versehene Bilder wahrnehmen. Weiters untersuchten die Forschenden, welche gender-, diversity- und gesundheitsrelevanten Inhalte abgebildet werden und welche Zusammenhänge zwischen Nutzung von #fitspiration und der Geschlechteridentität, dem Gesundheitsverhalten und der Körperwahrnehmung bestehen.
„Die Analyse von #fitspiration-Fotos in sozialen Medien hat gezeigt, dass die Bildsprache oft höchst problematisch ist im Hinblick auf Geschlechter-Stereotype, fehlende Diversität und unrealistische Schönheitsideale“, sagt Bettina Prokop, die externe Genderexpertin des Projekts.
Online-Kurs und Tools für Jugendliche
Im Rahmen einer Mixed-Methods-Studie mit Jugendlichen aus Wien und Niederösterreich führten die Forscher*innen eine Inhaltsanalyse der Social-Media-Accounts der bekanntesten #fitspiration-Influencer*innen im deutschsprachigen Raum durch. Ergänzend dazu wurden wissenschaftliche Körpermessungen, eine Fragebogenerhebung, Fokusgruppendiskussionen sowie Laboruntersuchungen zum Blickverhalten und zu Biosignalen durchgeführt.
Obwohl sich die Jugendlichen sehr reflektiert zeigten, was den Umgang mit Social Media und den gesellschaftlichen Erwartungen an Körper und Geschlecht betrifft, waren die Ergebnisse aus der Fragebogenerhebung verbesserungswürdig. Zudem fanden die Forscher*innen heraus, dass sich die Jugendlichen häufiger als übergewichtig einschätzten, als es wissenschaftliche Körpermessungen ergaben. Die Messungen des Blickverhaltens zeigten, dass die Jugendlichen ihre Aufmerksamkeit stärker auf Bilder des eigenen Geschlechts richteten.
Basierend auf den Studienresultaten wurde ein fächerübergreifender Online-Kurs mit 10 Modulen sowie ein interaktives Bild-Forensik-Tool für die Sekundarstufe II entwickelt und gemeinsam mit den Jugendlichen sowie Pädagog*innen getestet. Dieser Kurs soll Jugendliche befähigen, kritisch mit Stereotypen zu Körper und Geschlecht, mit der Qualität von Gesundheitsinformationen sowie mit den Marketing-Tricks auf Social Media umzugehen.
Über FIVE - #Fitspiration Image Verification
Das fächerübergreifende Projekt FIVE wurde unter der Leitung der Fachhochschule St. Pölten gemeinsam mit dem Hölzel Verlag und der Genderexpertin Bettina Prokop von September 2021 bis August 2024 umgesetzt.
Die FFG ist die zentrale nationale Förderorganisation und stärkt Österreichs Innovationskraft. Dieses Projekt wird aus Mitteln der FFG gefördert. www.ffg.at
Die Forschungsergebnisse wurden in drei wissenschaftlichen Journals eingereicht: die Entwicklung des Online-Kurses in Education and Information Technology, Daten aus der Mixed-Methods-Studie in Body Image sowie Ergebnisse aus der Inhaltsanalyse der #fitspiration Influencer*innen in Feminist Media Studies.
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf der Projektseite "FIVE - #Fitspiration Image VErification".
Online-Kurs #fitspiration ab 2025
Der aus 10 unabhängigen Modulen bestehende Online-Kurs #fitspiration wird ab Februar 2025 verfügbar sein. Schullizenzen sind zu einem Einführungspreis von € 99,00 bereits jetzt über hoelzel.at bestellbar.
Mag. Dr. Theres Rathmanner
Researcher Institut für Gesundheitswissenschaften Department GesundheitFH-Prof. Mag. Dr. Elisabeth Höld
Senior Researcher Institut für Gesundheitswissenschaften Department GesundheitMag. Maja Sito , BA
Fachverantwortliche Corporate CommunicationsMarketing und Unternehmenskommunikation